Samstag, 24. Mai 2008

Streit um Holzkreuz an der Scheunenwand


Bericht der Offenbach Post vom 22.05.2008:

Streit um Holzkreuz an der Scheunenwand

Hausbesitzer will christliche Wurzeln betonen / Nachbarn sehen Kreuz nach Streitereien als Provokation missbraucht



Das wuchtige Eichenkreuz an einer Scheune in der Bachgasse sorgt für Ärger. Nachbarn sehen das Symbol christlicher Friedfertigkeit als eine von mehreren Provokationen eines streitlustigen Zeitgenossen. Der bestreitet das jedoch vehement. Fotos: Ziesecke


Urberach (chz) - Ein Kreuz entzweit Nachbarn in der Bachgasse und beschäftigt Verwaltung, Polizei und Kirchen. Aufgehängt wurde das Eichenkreuz, gezimmert für die nächsten 200 Jahre, von Klaus Braungart in der Bachgasse 11, einer früheren Töpferei. Aufwändig und liebevoll zu einem echten Schmuckstück umgebaut, verursachte die Hofreite durch die grenznahe Bebauung dieser Grundstücke schon mehrfach Reibereien mit den Besitzern des Nachbargrundstücks, Hans und Helga Müller. Dachrinnen, laute Musik, Abwasserrohre - es gab schon zahlreiche Reibereien.

Das Kreuz ist für Klaus Braungart "ein starkes Symbol unserer Herkunft, unserer Vergangenheit und vielleicht auch Zukunft". Es hängt an der Scheunenwand, die von der Bachgasse und vor allem von Müllers Garten aus gut zu sehen ist. Der Besitzer, der sich als Mensch tiefen Glaubens mit großem Verständnis für andere Kulturen bezeichnet, staunte allerdings nicht schlecht, als am nächsten Tag ein Gerüst mit einer großen Plane den Anblick des Kreuzes vereitelte. Nachbar Müller war mit Hilfe seines Schwiegersohnes aktiv geworden und hatte damit dem großen Unmut der gesamten Nachbarschaft Rechnung getragen: Er verhängte das Kreuz auf seiner Seite des Grundstücks, da es nach seiner Meinung ein Schandfleck ist: "Wir haben nichts gegen das Kreuz", so Hans Müller gegenüber unserer Zeitung. "Das Kreuz an sich sieht gut aus, aber alle Leute hier stören sich dran. Die ganze Nachbarschaft nimmt es negativ auf, auch die streng katholischen polnischen Mitbewohner gegenüber fühlen sich belästigt."

Hintergrund ist wohl weniger das Symbol des Kreuzes ("An einer Kirche würde es uns nicht stören, aber an einer Scheune schon", so Familie Witzel), als dass darin reine Provokation - wie sie etwa auch durch Gregorianische Gesänge aus der Bachgasse 11 - vermutet wird. "Mir tut das weh, dass man mit einem christlichen Symbol provoziert", bedauert Andrea Witzel und gibt damit die Meinung vieler wieder, was von Klaus Braungart heftig bestritten wird. "Ich will absolut nicht provozieren; ich will mit dem alten Symbol alte Werte ins Spiel bringen."

Inzwischen ist die Polizei eingeschaltet, und auch das Bauamt konnte Hans Müller keine Hoffnung machen, obwohl das Kreuz praktisch auf sein Grundstück "übersteht". Die Rödermärker Pfarrer betonen den freiheitlichen Charakter unseres Grundgesetzes und das Recht eines Jeden, seinem religiösen Empfinden Ausdruck zu verleihen. Missbrauch eines urchristlichen Symbols sei es allerdings, wenn es zur Provokation genutzt und der Nachbarschaftsstreit gewichtiger als das Kreuz selbst werde. Der zuständige Pfarrer Klaus Gaebler rät zu Gelassenheit.



Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Offenbach Post

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